Über Gärten, Ästhetik, Pflanzen und Natur — und übers Ernten

Ich erinnere mich noch sehr genau an die Zeit, in der ich diesen Ort entdeckte. Als »der Garten« etwas wurde, das (mich) heilen konnte. Ein Winter so innen wie außen, in dem ich zwischen Stauden m/ein Zuhause fand. Wäre ich nicht über mehrere Wochen quer zur Monschau vorbeigerauscht, ich hätte es nicht gefunden.

Die Gärtnerei kam zu einem Zeitpunkt in mein Leben, als vieles unsicher und traurig war. Irgendwo ist oben. Seitdem ist mir die »Blumige Höh’« ein tiefes Bedürfnis. Für einen (Augen-)Blick zwischen den Beeten stehen. Staunen, atmen. Ein und aus. Sein bis Blüte.

Pavillon Arends Staudengärtnerei in Wuppertal

— »Blumige Höh’« in Wuppertal

Grow where you are.

Ich habe zur Sonnenwende ins Feuer geblickt, unzählige Male dort Kuchen gegessen, Apfelsaft gekauft, Postkarten, eine kleine Schere und einen Hut. Habe hingehört, kommuniziert und geschwiegen. Mich verbunden gefühlt, aber noch nie eine Pflanze erworben. Denn einen eigenen Garten, den habe ich nicht. Trotzdem komme ich immer wieder. Zurück. Hier her. Weil dieser Ort sich fest verwoben hat mit meinem Gefühl – von Freiheit, Ästhetik, Liebe. Von Aufbruch und Neubeginn. Von Wandel, Wachstum und Vetrauen. Von Wurzel(n) und Verbindung. Er hat mir die Augen geöffnet. Für Gärten und das Gartendasein, das mir immer noch ein bisschen fremd, aber schon sehr viel näher ist.

Gartenbuch Landscapes in Landscapes, Piet Oudolf

Bloom, bloom —

Ich wäre nicht bei Piet gewesen und auch nicht im Jardin Plume.

Wüsste nicht, wer Monty Don ist. Hätte keine Menschen kennengelernt, die Garten leben, und ganz sicher auch keinen Gemüseacker. Ein kleiner Anfang in der großen weiten Welt der Gewächse. Meine Reise geht gerade erst los.

Privatgarten Piet Oudolf in Hummelo

— Privatgarten Piet Oudolf, Hummelo

Privatgarten Piet Oudolf in Hummelo

— für die Bibliothek


Ähren im Sommer

»Bin auf dem Feld.«

Klebte ein Zettel an meiner Tür, genau das wäre darauf zu lesen. Mindestens dreimal in der Woche, im Sommer täglich.

Frisch geerntete gelbe Buschbohnen aus dem Garten

— frisch geerntete gelbe Buschbohnen

Dass ich einmal einen Acker pflege und daran Freude habe, hätte ich nie gedacht. Diese Form der Arbeit stand nicht auf meiner (Wunsch-)Liste. Aber ich habe tatsächlich gewurzelt, bin hineingewachsen in diesen schmalen Streifen, auf dem wohnt, was wir so säen. Physalis, Butternuss, Bohne und Bete. Brokkoli, Fenchel und Pastinake. Unter anderen. In diesen Gemüseacker, der eingebettet ist (na klar!) in eine moderne Kulturlandschaft aus Lupine, Parkplatz und Bienenwiese und doch so frei liegt, dass der Wind immer ein beruhigendes Rauschen um meine Ohren legt. Ja, wir sind viele, aber es fühlt sich nicht so an. Mittendrin und fern von mehr. Der Garten lehrt mich zu fokussieren. Wenn sich Dinge, Gedanken, Worte, Verletzungen, Aufgaben zu einem Nest in meinem Kopf verfestigt haben, fahre ich »aufs Feld«. Lockere, harke, zupfe, ziehe die Pendelhacke durch die Beete. Gieße, pflücke, ernte und widme meine ganze Aufmerksamkeit den Pflanzen. Was auch immer zu tun ist, ich bin DA.

Manchmal sitze ich auch einfach nur auf meinem blauen Plastikstuhl und schaue auf »mein Stück Land«.

Auf das, was ich da geschaffen habe, ohne es wirklich zu schaffen. Es wächst und wächst. Ich halte nur den Rahmen hin und stütze. Bin zuversichtlich und froh (über dieses Experiment) – und binde Schnittlauchschnüre um Geschenke.

Stempel »Saatgut« | Faltkarte »Blaue Blumen« | Lucas Cranach Blumenmischung | Brosche »Vogelblüte« — alles von | über bastisRike

— Was es im Garten braucht. Meine drei liebsten Werkzeuge: eine Schweizer Pendelhacke | eine kleine Pflanzkelle | ein Ranknetz aus Jute (für Bohnen und Erbsen) —>

Was sonst noch hilfreich ist:
Saatgutliste | Mischkultur im Gemüsebeet | vormerken: Saatgutfestival Düsseldorf

Wo es »Klick« macht: Alles im Wunderland | cumnatura permakultur | Evas Gartengeschichten


Nach der Ernte ist vor dem Verarbeiten. Ein Gemüse, das auf den meisten Äckern steht und sehr schnell in die Fülle geht, ist die Zucchini. Ich werde nicht müde, allerorts mein Rezept für Eingelegte Curry-Zucchini zu beschwärmen und tue das auch hier :) Welche Bücher mir darüber hinaus Inspiration und ergiebige Begleitung sind: eine Auswahl —>

Quell der Freude: 5+ Kochbücher für gutes grünes, saisonales Essen (aus dem Garten)

1 Es ist kein Geheimnis, dass ich ein großer Fan von Nigel Slater bin. Seine Art über Essen zu schreiben, so nah, feinsinnig, bildhaft, berührend, spricht sehr zu mir. Tender. Gemüse war einst ein Geburtstagsgeschenk von dir und dir, die ihr mir über die Liebe zum (Sonntags-)Süß begegnet seid und bis heute mit mir den Appetit aufs Leben teilt ;) Seit es »das Feld« gibt, ist mir das Buch ein noch wertvollerer Begleiter.

2 Barbara Bonisolli verdanke ich nicht nur fabelhafte Malfatti, sondern auch 100 Rezepte, die ich hier wiederholt empfehlen kann: »Für alle, die einen Garten haben, sich irgendwie fürs Gärtnern interessieren oder einfach gerne mit den Jahreszeiten kochen.«

3 Auf den Geschmack von Rose Gray und Ruth Rogers brachte mich einst Maria (Weckt ihr »mostly saturdays« nochmal auf? PS: Ja!). Die Gesamtausgabe River Café. Alle Rezepte vereint nun alle sechs Kochbücher in einem Band. Ich koche mich derweil noch durch die einzelnen Ausgaben, die mit ihrer verführerisch schlichten Anmutung für mich weder kulinarisch noch gestalterisch je aus der Mode kommen.

4 Es gibt Neues vom Wochenmarkt! Die beiden Vorgänger mit Rezepten aus dem »Zeit Magazin« mag ich sehr. Frisch, saisonal, lässig, witzig, modern und verlässlich. Ich stehe auch auf die etwas antiquiert wirkende Art der Fotografie, die für viele ein Minus und für mich ein klares (Doppel-)Plus ist.

5 Andreas Caminada erinnere ich aus einer Folge von »Myriam und die Meisterbäcker«. Lang ist’s her. Just begegnete ich ihm wieder in Buchform. Pure Frische erscheint voraussichtlich im November und ist Teil einer Reihe. Keines seiner Bücher hat einen Platz bei mir im Regal, aber sie sprechen mich unglaublich an. Deshalb steht das grüne Herz zumindest mal auf dieser Liste.

Ach, und eine noch zum Schluss: Judith. Du bist mir so sympathisch! Klingt das vermessen, wenn ich sage, ich sehe mich ein bisschen in dir? :) Nach vier Saisons habe ich zwar mehr Gemüseerfahrung, als das Buch stillen kann – und doch: gekauft. Homefarming. Blättere richtig gerne darin, sogar durch die Hühner …

// Bei allen genannten Produkten und externen Links handelt es sich um freiwillige Werbung aus Freude und Überzeugung – ohne bezahlten Auftrag.

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Überwintern (mit Ingwer und Kurkuma)

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Netzkonfetti 03: Eine Liste mit allem, was (mir) gerade Freude macht